Smarter Technik, die dabei hilft, die Effizienz auf landwirtschaftlichen Betrieben zu steigern, stehen ausufernde bürokratische Hürden entgegen. Trotz des digitalen Fortschritts – auch bei den Antragsverfahren – bleiben die Landwirte skeptisch. Im Gegensatz dazu steigt die Bereitschaft, Smart Farming einzusetzen. Dies zeigte die jüngste AOL4media Umfrage der landwirtschaftlichen Wochenblätter.
„Wie viel Zeit verbringen Sie in einer durchschnittlichen Arbeitswoche mit bürokratischen Aufgaben in Ihrem Bereich?“ Mit dieser Frage waren Dokumentationsvorgaben, Antragstellungsverfahren, Zertifizierungsvorgänge oder auch Förderthemen gefragt – Themen, die für alle Landwirte gezwungenermaßen zum Alltag geworden sind. Ein gutes Drittel der Befragten (39 %) gab an, durchschnittlich pro Arbeitswoche zwei bis vier Stunden für bürokratische Aufgaben aufzuwenden. Etwa jeder vierte Befragte (27 %) schätzte den Aufwand sogar auf fünf bis acht Stunden. 15 % der Befragten verbringen mehr als 8 Stunden mit Bürokratie. Tierhaltende Betriebe verbringen mehr Stunden mit bürokratischen Aufgaben als Marktfruchtbetriebe. In Süddeutschland gibt es mit 24 % gegenüber 5 % im Norden deutlich mehr Betriebe, die angaben, weniger als zwei Stunden mit Bürokratie beschäftigt zu sein.
Landwirte würde gerne als Experten gehört werden
Als Mittel zur Entbürokratisierung nannten 28 % der befragten Landwirte eine grundlegende Bürokratisierungsreform als Mittel zur Wahl. Jeder fünfte Befragte (20 %) wünscht sich eine bessere Berücksichtigung der fachlichen Praxis bei der Erstellung von Gesetzen, Vorschriften und Richtlinien für die Landwirtschaft.
Zwei Drittel der Befragten (67 %) stimmt der Aussage eher bis voll und ganz zu, dass die bürokratischen Hürden in Bezug auf den gemeinsamen Agrar-Förderantrag zu hoch sind. 30 % der befragten Landwirte fühlen sich von den Anforderungen überfordert. Immerhin stimmten 15 % der Aussage zu, dass man mit der digitalen Entwicklung der Behörden sehr zufrieden sei. Und weitere 14 Prozent finden, dass die Formulare und Anträge von Behörden verständlich formuliert seien. Grundsätzlich pessimistisch ist der Blick auf die Zukunft trotz der Versprechungen der Politik: 96 Prozent gehen von einer weiteren Zunahme der Bürokratie aus.
Smart Farming schon weit verbreitet
Die Mehrbelastung auf der einen Seite wird durch den Einsatz von Smart Farming ausgeglichen. Ein gutes Drittel der befragten Landwirte (36 %) gab an, dass sie bereits digitale Lösungen im Sinne von Smart Farming-Technologien auf ihrem Betrieb im Einsatz haben. Jedoch war der Anteil von Landwirten, die keine digitalen Helfer in ihrem Betrieb einsetzen wollen mit 35 % der befragten Landwirte ebenso hoch. Jeder zehnte Befragte (10 %) nutzt digitale Lösungen aktuell in der Testphase, die restlichen 19 Prozent können sich den Einsatz in der Zukunft vorstellen.
Die Hälfte der Befragten (50 %) erhofft sich von Smart Farming-Produkten, dass sie dadurch schneller arbeiten können. Knapp die Hälfte der Befragten (47 %) schätzt, dass die Arbeit durch Smart Farming-Produkte transparenter wird. 44 % der befragten Landwirte erhoffen sich von Smart Farming-Produkten eine ökonomischere Arbeitsweise. Mehr als ein Drittel der Befragten (37 %) erhofft sich von Smart Farming-Produkten jeweils eine geringere Arbeitsbelastung, eine vereinfachte Kommunikation sowie ein umweltfreundlicheres Wirtschaften.
Sehr weit verbreitet bei denen, die Smart Farming Technologien nutzen, sind GPS-Technologien (85 %). Knapp die Hälfte der Befragten nutzt eine Farm-Management-Software (47 %) oder Drohnen (46 %). Erstaunlich: Von den befragten Landwirten, die angegeben haben, Smart Farming-Technologien bereits
im Einsatz zu haben, nutzen 77 % ihre Technologie seit zehn Jahren. Seit 11 bis 20 Jahren nutzen 17 % der Landwirte ihre Technologie und seit mehr als 20 Jahren nutzen 6 % Smart Farming- Technologien.
Als Anbieter dienen oftmals die Landhändler
Die Mehrheit der befragten Landwirte (87 %) nannten als Anbieter Landtechnik-Hersteller. Fast jeder vierte Befragte (24 %) nannte Berater als Anbieter. 8 % der befragten Landwirte nutzen Bauernverbände als Anbieter für Smart Farming- Technologien. Die Mehrheit der Befragten, die bereits in Smart Farming-Technologien investiert haben, gab an, dass durch die Investition die Prozesseffizienz gesteigert werden konnte (74 %).
Als Grund, Smart Farming nicht zu nutzen, nannten die Landwirte zu 66 % zu hohe Kosten. 40 % gaben fehlendes Wissen an und ein Drittel (33%) hatte Sorgen, dass ihre Daten nicht ausreichend geschützt sind.
Die Rahmendaten des Panels: Im Zeitraum 11. bis 25. Juni 2024 wurden 243 Landwirte bundesweit und prozentual weitgehend analog zur Agrarstruktur durch das Marktforschungsinstitut agri experts online befragt. Die Teilnehmer waren überwiegend männlich und hatten einen Altersdurchschnitt von 53 Jahren. 87 Prozent der befragten Betriebe betreiben Ackerbau. Die durchschnittliche Betriebsgröße lag bei 67 ha. 53 % der Befragten
führen ihren Betrieb im Haupterwerb. 88 % der Betriebe der Befragten waren konventionell ausgerichtet.
Die Arbeitsgemeinschaft der organisationsgebundenen Landpresse (AOL) ist der Zusammenschluss der zehn landwirtschaftlichen Wochenblätter in Deutschland. Mit einer Gesamtauflage von über 300.000 Exemplaren erreichen die Wochenblätter nahezu alle landwirtschaftlichen Unternehmerfamilien in ganz Deutschland.